Andreas Steindl: Acryl auf Leinwand

Hoffnungsbild

 

Zerbrochen

die Illusion

von einer besseren Welt,

verstummt der Pastoralgesang,

die Seele zerschnitten

von den spitzen Scherben

der Entwurzelten, Ausgegrenzten

und Machtgierigen.

Geknebelt die Freiheit

vom Totentuch der Angst. 

Immer wieder aufgeschreckt

vom klirrenden Lärm

des Trümmerhaufens.

Kein Halt mehr  für den blutenden Fuß.

 

Doch  irgendwann das Gebet,

dass mir  endlich Flügel werden

und ich die zersprengten Träume

nach und nach  zusammenzusetzen vermag

zu einem neuen Bild,

zu meinem Hoffnungsbild,

in dem die Friedenstaube

wieder Halt finden kann.

Lichtspuren

 

Die Schöpfungsbotschaft

immer noch dichter

konsumverpackt

egoseilverschnürt

unlösbar

machtverknotet

gewaltverschraubt

die Seele

stacheldrahtverbaut

fußfesselgelähmt verstummt

 

Doch ein Stern

den Obdachlosen

den Verhungernden

an der Hand eines behinderten Kindes

denen am Rand

unter uns

blitzt auf

in der Sternenlosigkeit

und die Botschaft

bahnt sich den Weg

durch die Dornen

 

hinaus

in eine Mitte

Irrwege

 

Auf der Suche

nach unserem Weg

ohne die riesigen Gedankenwände

und Wortmauern

in unserem Seelenlabyrinth,

die uns die Sicht versperren.

Ohne das undurchdringbare Dornengestrüpp

vertaner Werke.

Nicht mit der Angst,

immer wieder anzurennen,

einen neuen Anlauf  wagen zu müssen,

nicht die Ohnmacht

der Ausweglosigkeit in uns.

Doch immer der Wunsch,

uns niemals zu verlieren.

 

Mit dir an der Hand,

und die Hoffnung

endlich anzukommen

 

auf unserem Weg.

Dichterlesung 2010
Dichterlesung 2010

Christiane Steindl

 

"Auf jeden meiner Schritte achten"

 

Meditationstexte

Auf jeden meiner Schritte achten

 

Auf jeden meiner Schritte achten,

damit ich

den Käfer und die Schnecke schone,

nicht die Margerite

am Wegrand pflücke

für einen trunkenen Augenblick -

Nichts soll sein,

dessen ich mich

bemächtigen will -

alles ist nur geborgt auf Zeit -

Nichts haben wollen,

nur sein und staunen

und die Zeichen

neu verstehen lernen.

Nicht nur sagen:

Bruder Baum,

Schwester Erde,

sondern Bruder, Schwester sein -

 

Vielleicht,

dass uns dieser

wiedergeschenkte Frieden

noch retten kann -

 

Entfesselt

 

Die Luftwurzelseile auswerfen

und die Klagemauer abtasten

unermüdlich

nach dem Spalt

für den Erlösungsweg.

Mit letzter Kraft festhalten

und mit dem Feuerofengesang

hinauswachsen,

die Lichtleiter emporklettern,

den Himmel umarmen

für immer -

 

Und die Fußfessel hat kein Gewicht mehr.

Alter Mensch

 

Die Ackerfurchen des Lebens

tief in die Seele gezogen –

Unzählige Erfahrungsspuren

wie in Stein gemeißelt –

die Last der Welt

auf den Schultern –

einen Fuß

schon in den Himmel gesetzt –

 

Ein Buch mit vielen Kapiteln –

 

Ich möchte in diesem Buch blättern

und deine Geschichte lesen

mit dir,

immer wieder –

 

Und die letzten Seiten

möchte ich

mit dir gemeinsam

 

schreiben!

Himmel

 

Keine Wunderdroge,

die ich nur einzunehmen brauche,

oder Ware im Supermarkt ,

die ich mir kaufe,

wenn mir danach ist.

Keine Traumreise

auf Ratenzahlung –

kein billiger Lackanstrich,

der irgendwann abblättert

kein Wellnesspaket –

Glück –

jetzt und sofort

um jeden Preis –

 

Himmel –

Ich kann ihn nicht pachten –

ich kann ihn nicht einfangen

mit dem Netz meiner Begrenztheit ,

nicht festhalten –

 

Der wahre Himmel

ist Gnade,

Geschenk –

 

Wenn ich auch seine Kehrseite,

das Kreuz

annehmen kann –

Wegspuren

Meine Chronik

 

Anlässlich meines 70. Geburtstages verfasste ich meine Lebensgeschichte. Es war eine sehr schöne, aber auch anstrengende Zeitreise in die Vergangenheit, in der viele Erinnerungen wieder gegenwärtig wurden.

Ich kann nur jedem empfehlen, dieses Abenteuer zu wagen!

Jüngste von 5 Geschwistern
Jüngste von 5 Geschwistern

Mein 70. Geburtstag

Verurteilt

Ein Kreuzweg

 

Mit Texten von

Christiane Steindl

und Linoldrucken von

Rudolf Steindl

 

Zu den einzelnen Stationen gibt es die passenden Psalmen, eine Meditation, Gedanken einer Mutter eines behinderten Kindes, eines Obdachlosen, eines Asylwerbers und einer an Krebs erkrankten Frau.

Kreuzwegbilder von Rudolf Steindl, Original:  Linoldrucke auf Japanpapier

Wege

 

 

Wege –

zu einem Lebensmuster

verwoben –

ausgetretene Wege

oder schmale Pfade,

Irrwege,

Kreuzwege,

Umwege,

gerade und krumme Wege.

Wege über einen Abgrund,

oder Höhenwege –

 

Wege mit den Schattenspielen

meiner Sonnentage,

die mich beflügeln,

oder mit Stolpersteinen

meiner Angst,

die mich fallen lassen –

 

Wege nach innen,

Wege nach außen –

 

Lass mich den richtigen Weg finden

zu mir,

zu dir –