Andreas Steindl: Acryl auf Leinwand
Hoffnungsbild
Zerbrochen
die Illusion
von einer besseren Welt,
verstummt der Pastoralgesang,
die Seele zerschnitten
von den spitzen Scherben
der Entwurzelten, Ausgegrenzten
und Machtgierigen.
Geknebelt die Freiheit
vom Totentuch der Angst.
Immer wieder aufgeschreckt
vom klirrenden Lärm
des Trümmerhaufens.
Kein Halt mehr für den blutenden Fuß.
Doch irgendwann das Gebet,
dass mir endlich Flügel werden
und ich die zersprengten Träume
nach und nach zusammenzusetzen vermag
zu einem neuen Bild,
zu meinem Hoffnungsbild,
in dem die Friedenstaube
wieder Halt finden kann.
Lichtspuren
Die Schöpfungsbotschaft
immer noch dichter
konsumverpackt
egoseilverschnürt
unlösbar
machtverknotet
gewaltverschraubt
die Seele
stacheldrahtverbaut
fußfesselgelähmt verstummt
Doch ein Stern
den Obdachlosen
den Verhungernden
an der Hand eines behinderten Kindes
denen am Rand
unter uns
blitzt auf
in der Sternenlosigkeit
und die Botschaft
bahnt sich den Weg
durch die Dornen
hinaus
in eine Mitte
Irrwege
Auf der Suche
nach unserem Weg
ohne die riesigen Gedankenwände
und Wortmauern
in unserem Seelenlabyrinth,
die uns die Sicht versperren.
Ohne das undurchdringbare Dornengestrüpp
vertaner Werke.
Nicht mit der Angst,
immer wieder anzurennen,
einen neuen Anlauf wagen zu müssen,
nicht die Ohnmacht
der Ausweglosigkeit in uns.
Doch immer der Wunsch,
uns niemals zu verlieren.
Mit dir an der Hand,
und die Hoffnung
endlich anzukommen
auf unserem Weg.
Christiane Steindl
"Auf jeden meiner Schritte achten"
Meditationstexte
Auf jeden meiner Schritte achten
Auf jeden meiner Schritte achten,
damit ich
den Käfer und die Schnecke schone,
nicht die Margerite
am Wegrand pflücke
für einen trunkenen Augenblick -
Nichts soll sein,
dessen ich mich
bemächtigen will -
alles ist nur geborgt auf Zeit -
Nichts haben wollen,
nur sein und staunen
und die Zeichen
neu verstehen lernen.
Nicht nur sagen:
Bruder Baum,
Schwester Erde,
sondern Bruder, Schwester sein -
Vielleicht,
dass uns dieser
wiedergeschenkte Frieden
noch retten kann -
Entfesselt
Die Luftwurzelseile auswerfen
und die Klagemauer abtasten
unermüdlich
nach dem Spalt
für den Erlösungsweg.
Mit letzter Kraft festhalten
und mit dem Feuerofengesang
hinauswachsen,
die Lichtleiter emporklettern,
den Himmel umarmen
für immer -
Und die Fußfessel hat kein Gewicht mehr.
Alter Mensch
Die Ackerfurchen des Lebens
tief in die Seele gezogen –
Unzählige Erfahrungsspuren
wie in Stein gemeißelt –
die Last der Welt
auf den Schultern –
einen Fuß
schon in den Himmel gesetzt –
Ein Buch mit vielen Kapiteln –
Ich möchte in diesem Buch blättern
und deine Geschichte lesen
mit dir,
immer wieder –
Und die letzten Seiten
möchte ich
mit dir gemeinsam
schreiben!
Himmel
Keine Wunderdroge,
die ich nur einzunehmen brauche,
oder Ware im Supermarkt ,
die ich mir kaufe,
wenn mir danach ist.
Keine Traumreise
auf Ratenzahlung –
kein billiger Lackanstrich,
der irgendwann abblättert
kein Wellnesspaket –
Glück –
jetzt und sofort
um jeden Preis –
Himmel –
Ich kann ihn nicht pachten –
ich kann ihn nicht einfangen
mit dem Netz meiner Begrenztheit ,
nicht festhalten –
Der wahre Himmel
ist Gnade,
Geschenk –
Wenn ich auch seine Kehrseite,
das Kreuz
annehmen kann –
Wegspuren
Meine Chronik
Anlässlich meines 70. Geburtstages verfasste ich meine Lebensgeschichte. Es war eine sehr schöne, aber auch anstrengende Zeitreise in die Vergangenheit, in der viele Erinnerungen wieder gegenwärtig wurden.
Ich kann nur jedem empfehlen, dieses Abenteuer zu wagen!
Mein 70. Geburtstag
Verurteilt
Ein Kreuzweg
Mit Texten von
Christiane Steindl
und Linoldrucken von
Rudolf Steindl
Zu den einzelnen Stationen gibt es die passenden Psalmen, eine Meditation, Gedanken einer Mutter eines behinderten Kindes, eines Obdachlosen, eines Asylwerbers und einer an Krebs erkrankten Frau.
Kreuzwegbilder von Rudolf Steindl, Original: Linoldrucke auf Japanpapier
Wege
Wege –
zu einem Lebensmuster
verwoben –
ausgetretene Wege
oder schmale Pfade,
Irrwege,
Kreuzwege,
Umwege,
gerade und krumme Wege.
Wege über einen Abgrund,
oder Höhenwege –
Wege mit den Schattenspielen
meiner Sonnentage,
die mich beflügeln,
oder mit Stolpersteinen
meiner Angst,
die mich fallen lassen –
Wege nach innen,
Wege nach außen –
Lass mich den richtigen Weg finden
zu mir,
zu dir –